Montag, 31. Juli 2023

Keine Chance für neues Baugebiet?

Dalheimer Rat diskutiert mit Experten über Lärmschutz und Entwässerung

Von Anette Bodderas-Schwarz

DALHEIM. Dass es um das geplante Baugebiet „Am Bordweg“ still wird, kann man nicht behaupten. Zu der letzten Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause lud Ortsbürgermeisterin Gertrude Hennig mehrere Experten ein, die den Ratsmitgliedern bezüglich Schallschutzgutachten und Entwässerung Rede und Antwort standen: Kai Pies und Elisa Skalski vom Ingenieurbüro Pies, das für das schalltechnische Gutachten verantwortlich zeichnet, David Kravitz und Wolfgang Wüst von der Westpfälzische Ver- und EntsorgungsGmbH (WVE) und Karin Maier von ZAR (Zweckverband Abwasserentsorgung Rheinhessen).

Schallmessungen wegen Landwirtschaftsbetrieb

Elisa Skalski führte bei dem an das geplante Baugebiet angrenzenden Landwirtschaftsbetrieb Berges Schallmessungen durch. Auch ein Fragebogen wurde ordnungsgemäß vom Betreiber des Betriebes beantwortet. Anhand dieser Daten kam heraus, dass die erlaubten Werte am Tag um 50 Prozent und in der Nacht komplett überschritten werden. Bei den Emissionsquellen handelte es sich im Wesentlichen um Geräusche von Fahrzeugen, Verladungen, Anlagengeräusche (hier Getreidegebläse und Reinigung etwa des Mähdreschers).

Die hohe Überschreitung der Grenzwerte wäre zum Beispiel durch den Einsatz eines verkapselten Getreidegebläses zu unterbinden. Diese und weitere Maßnahmen würden für den landwirtschaftlichen Betrieb einen hohen finanziellen Aufwand bedeuten. Der anwesende Landwirt und Gemeinderatsmitglied (FWG) Gerhard Berges merkte an, dass genau aus Gründen des Lärmschutzes der Betrieb vor rund 55 Jahren an den jetzigen Standort verlegt wurde. Auch erläuterte er, dass er nicht garantieren kann, dass der Lärm an weniger als zehn Tagen pro Jahr anfällt, da alleine die Getreideernte etwa drei Wochen andauert. Wäre dies der Fall gewesen, könnte das unter die seltenen Ereignisse nach der Verwaltungsvorschrift TA Lärm fallen und würden nicht dem Regelfall zugeordnet. Laut Pies wäre auch die Errichtung eines Walls kaum realisierbar, da dieser Wall, um die Anwohner effektiv vor der Lärmbelästigung zu schützen, mindestens zehn Meter hoch sein müsste. Rüdiger Kolb (FWG) brachte das Ergebnis auf den Punkt: „Eigentlich gibt es so gut wie keine Möglichkeit, das Baugebiet zu realisieren.“ Auch Steffen Imruck kam zu diesem Schluss, auch wenn die Gemeinde schon 52.000 Euro in die Planung investiert hat. Weitere Ideen wie eine Drehung des Baugebietes um 90 Grad wurden wieder verworfen, da auch hier ein hoher Lärmschutzwall errichtet werden müsste. Auf die Anfrage, ob ein Mischgebiet oder das Baugebiet in „dörfliches Wohnen“ umzuwidmen möglich sei, antwortete Kavitz: „Bei einem Mischgebiet muss es sich bei mindestens 30 Prozent des Gebietes um nicht störendes Gewerbe handeln und beim ,dörflichen Wohnen‘ muss Landwirtschaft mit angesiedelt sein“.

Schwierigkeiten mit der Entwässerung

Wolfgang Wüst und Karin Maier erläuterten danach die Schwierigkeiten mit der Entwässerung. Für die rund zwei Hektar große Fläche müsste etwa 700 Quadratmeter Rückhaltevolumen geschaffen werden. Außerdem müssten rund 400 Meter Regenwasserkanal und bis zu 800 Meter Kanalrohre für Brauchwasser verlegt werden, was die Erschließungskosten für die zukünftigen Bauherren extrem steigern würde. Nun haben die Gemeinderatsmitglieder Bedenkzeit bis zum 11. September, da dann eine Abstimmung über das weitere Verfahren mit dem Baugebiet erfolgen soll.

(Quelle: Allgemeine Zeitung vom 31. Juli 2023, Abschnitt "Region")